sommer.nacht.traum. – playing around pandemic nature. Ein Theaterfilm.

Ein Projekt des Kulturkabinett e.V. (Kkt) mit 25 Jugendlichen aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen des Kooperationspartners Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium vertreten durch David Götz und der Helene-Schoettle-Schule (Sonderpädagogisches Bildungszentrum) und der Regisseurin, Bühnenbildnerin und Theaterpädagogin (BuT) Dorothea Lanz, gefördert durch die Stadt Stuttgart und im Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

Mit besonderem Dank an:
Florian aus Regensburg (Geschenktes Sofa) | Iuliia und Ajdin (Begleitung Transport Stuttgart-Regensburg) |  Irina (Fahrdienst der Klavierträger) | Laurent Giampellegrini, Leopold Lanz und Hund Salona (Toleranz die Wohnungsinvasion als Set und Maskenbildatelier mitzutragen) | David Götz (Familienklavier als Spende) | Rainer Hülswitt (Technischer und sicherheitstechnischer Support) | Lukas Hutter, Forstrevier Nord im Garten‐, Friedhofs‐ und Forstamt der Stadt Stuttgart und KollegInnen (Unterstützung für die Aktion rund um das Klavier) | Omar, Manuel, Venjamin, Ben, Parham (Klaviertransport in die Waldschlucht) | Nadja Werthmann (Maskenbildnerin; Maskenbild-Workshop) | Team Kkt; Kulturkabinett e.V., Kathrin Wegehaupt und Nina Wittmann | Norbert Edel, Direktor und Leitungsteam Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium | Eltern und Erziehungsberechtigte (Unterstützung) | Arthaus Kino Stuttgart, Simon Erasmus | Das Cann, Jugendhaus Stuttgart Bad Cannstatt und Gregor Glassmann | Jugendhaus Mitte Stuttgart und Daniel Danzer | Kaskefilm, Thomas Kaske Berlin | Think Communications Agentur, Martin Unterweger (Plakat) | Wand5, Giovanna Thiery

sommer.nacht.traum. – playing around pandemic nature. Ein Theaterfilm.

Nach William Shakespeare. In Anlehnung an die Übersetzung von Frank Günther und in Interaktion mit den Jugendlichen.

  • Es spielen: Iuliia A., Yuxin, Bennet, Maxim, Véronika, Lucia, Ali, Ajdin, Benjamin, Dima, Olivia, Andaleeb, Ana Marija, Abdul, Omar, Lena, Brigitta, Alen, Kasra, Parham, Ashneek, Melissa, Viktorija, Yi, Lara
  • Maskenbild: Yuxin, Hiba, Theodora, Anastasia, Christine, Julija J., Anastasia L., Brigitta, Sabina
  • Künstlerische Leitung, Regie, Drehbuch, Ausstattung: Dorothea Lanz
  • Dramaturgie: David Götz
  • Elektronische Musik: Mohamad Sarwari
  • Editing: Aleks Bakri
  • Kamera: Thomas Bünger, Tim Grau
  • Ton: Carlos Fischer, Clemens Schweickhardt
  • Projektträger: Kulturkabinett e. V. (Kkt)
 Gastbeitrag für Baden-Württemberg beim „Schultheater der Länder SDL 21“
 Eingeladen zum Berliner Theatertreffen der Jugend 2022

INHALT

„Ich habe einen Traum gehabt.
Was …?
Was war das für ein wirres Zeugs?
Das geht über den Verstand zu sagen, was dieser Traum war.“

Diese Sätze der Figur „Zettel“ äußern die Kerngedanken, aus denen sich der Film entwickelt. Zettel, der sich in einen Esel verwandelt, sich im Geäst des Waldes verheddert und nicht mehr weiß, welche Realität wohl die wirkliche ist.

Im Zentrum stehen der Kontrollverlust und damit einhergehend der unaufhörliche Versuch der Menschen, diesen doch noch zu greifen, der Versuch im Leben den Tod zu bändigen.

Die heitere Liebeständelei in Shakespeares Sommernachtstraum ist viel dunkler als geahnt.

Es ist Hippolyta, die domestizierte Amazone, die von Theseus, dem selbsternannten Wächter von Kultur und Patriachat mit Gewalt geraubt, bei Shakespeare kaum Sprache hat, aber entscheidende, wie Balsam wirkende Sätze sagt:

„Bedenkt man aber diese Nachtgeschichte und wie die Herzen umgewandelt sind,
dann sieht man mehr darin als Hirngespinste:
Ein etwas, das zur großer Dauer wächst, ein Etwas, was es sei, schön ist’s und gut.“

Weisheit der Natur versus Weisheit der Vernunft.

„sommer.nacht.traum. – playing around pandemic nature“ basiert auf einer Auseinandersetzung von 25 Jugendlichen, die sich seit dem ersten Lockdown damit beschäftigten, das ursprünglich für den Juni 2020 angedachte Theaterstück, in einen Film zu verwandeln. Dies begann direkt im März 2020 mit theatralen und digitalen Einzel- oder Kleingruppenproben via Zoom und in einer Probenhalle der ehemaligen Post in Stuttgart, später dann in den Wäldern in und um die Stadt herum.

Die Schüler*innen verhalten sich in der jeweiligen Rolle auf unterschiedliche Weise zu der alles überwuchernden Natur. Manche Figuren erleben diese als Bedrohung, manche als Ort der Ruhe und Poesie in der Abgeschiedenheit.

Die Motive der Kräfte des Irrationalen, die auch die menschliche Liebe bestimmen und der immerwährende Versuch, diese durch Rationalität und Vernunft zu bändigen, können auch als eine Metapher im Umgang mit einem Virus gesehen werden.

Im Film spiegelt sich das Verhältnis von Traum und Realität in den Überschneidungen im Bild. Objekte wie ein Sofa oder ein Klavier zitieren das Innen im Außen. Die Logik des Traumes ist im Alltag entgegen des geläufigen Bewusstseins permanent am Werk. Sie kreiert eine Art pataphysische Konkretheit.

Denn wer ist sich so sicher, dass das Geträumte weniger unser Leben bestimmt, als unser Leben das Geträumte?

 

ÜBER DAS ENSEMBLE

In der Theatergruppe spielten 12-20 Jahre alte Schüler*innen des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums und des Inklusionszweiges der Helene-Schoettle-Schule sowie Schüler*innen der VKL (Vorbereitungsklassen) mit und ohne Fluchterfahrung mit unterschiedlichen Deutschkenntnissen. Die Theatergruppe bestand in der Form seit dem Schuljahr 2016/17 und bis zum Schuljahr 2021/22.

Auslöser für die Entstehung war die Gründung der ersten VKL-Klassen an der Schule, in der Schüler*nnen ohne bzw. mit wenig Sprachkenntnissen, Deutsch lernen. Theaterspielen wurde zusätzlich eine Möglichkeit, die Sprachkenntnisse spielend anzugehen.

In wechselnder Schüler*nnen-Zusammensetzung und unter der Leitung des Lehrer-Künstlerin-Tandems David Götz und Dorothea Lanz war „sommer.nacht.traum. – playing around pandemic nature“ der vierte theatrale Stoff nach „FORT IST DIE WELT – [D]ICH MUSS ICH TRAGEN“ eine Stückentwicklung, aufgeführt im Theaterhaus Stuttgart, KÖNIG UBU [#übü]“ nach Alfred Jarry und „NOT LÄSST DEN BÄREN TANZEN – Eine futuristische Fantasie“ inspiriert durch Rainer Werner Fassbinders „Angst essen Seele“ auf.

Die Theatergruppe diente als wichtiger Austauschort für die Schüler*innen, von denen zeitweise mehr als zehn unterschiedliche Nationalitäten vertreten waren. Einige von ihnen waren über vier Jahre hinweg Teil der Gruppe und trafen sich unabhängig von ihren Klassen, um gemeinsam Theater zu spielen.

Der Theaterfilm entstand trotz der Herausforderungen der Pandemie: Die Proben wurden individuell oder in kleinen Gruppen abgehalten – digital oder im Wald.